5. Gebot_»Ehre deinen Vater und deine Mutter, dann wirst du lange in dem Land leben, das ich, der Herr, dein Gott, dir gebe.«
Wenn ich an das Gebot »Ehre Vater und Mutter ...« gedacht habe, dann war das für mich immer ein Horror-Gebot. Ich hab damit immer den erhobenen Zeigefinger verbunden: immer schön brav sein, den Eltern gehorsam sein. Doch bedeutet dieses Gebot wirklich, dass man sich immer ducken und den Eltern gehorsam sein soll?
Versorgen
Eine Geschichte von Jesus aus dem Neuen Testament macht deutlich, was Gott eigentlich mit diesem Gebot meint. Sie steht in Matthäus 15, 1-9. Jesus macht dort in einem anderen Zusammenhang deutlich, dass es bei diesem Gebot um die Versorgung der Eltern geht. Dieses Gebot schützt gerade alte Eltern vor Armut und Isolation. Denn damals gab es keine Sozialversorgung und damit auch keine Rente. Die Kinder waren dafür zuständig, ihre alten Eltern zu versorgen, die selbst nicht mehr für ihren Lebensunterhalt aufkommen konnten. Ehren heißt hier in erster Linie, die Eltern wert zu schätzen. Sie als wertvolle Menschen anzusehen. Das bedeutet, sie gerade im Alter zu versorgen, sie ernst zu nehmen. Das heißt aber auch von ihnen Rat anzunehmen, den sie aufgrund ihrer Lebenserfahrung haben.
Nicht ausgrenzen
Nun haben wir ja heute Pflegeversicherung und Altenheime, Rente und ein gutes soziales Netz. Was kann dieses Gebot heute bedeuten in diesem Zeitalter?
Zunächst bleibt auch heute die Versorgung - und zwar die emotionale Versorgung. Alte Eltern dürfen nicht ausgegrenzt werden, überhaupt dürfen alte Menschen nicht ausgegrenzt werden. Sprich doch mal mit deinen Eltern, wie sie dieses Gebot verstehen, sie als Kinder ihrer Eltern, deiner Großeltern. Sprich mit ihnen darüber, was es für sie heute heißt, Vater und Mutter zu ehren. Sprich mit ihnen darüber, wie sie mit ihren alten Eltern umgehen. Ich weiß nicht, wie das bei euch ist, vielleicht sind deine Großeltern in einem Altersheim?
Ernst nehmen
Nun hat dieses Gebot nicht nur etwas mit jungen Erwachsenen zu tun, die alte Eltern haben, sondern auch mit Teens. Also auch mit dir. Doch was könnte das sein?
Zum Einen steht dort, dass du deine Eltern so annehmen sollst, wie sie sind, auch wenn sie manchmal etwas sagen, was dir nicht passt. Und dass du sie ernst nimmst, denn schließlich haben deine Eltern dich gezeugt, deine Mutter hat dich geboren und deine Eltern haben dich (hoffentlich) gewollt. Sie lieben dich, sie wollen Gutes für dich, auch wenn du das manchmal bezweifelst. Sie wollen, dass du gut im Leben zurecht kommst. Und so manchen Tipp und Kommentar geben sie dir nicht, weil sie von Natur aus »out« oder konservativ sind, sondern weil sie dich vielleicht schützen wollen und weil sie aufgrund ihrer Lebenserfahrung ein bisschen weiter sehen können. Deshalb kann dieses Gebot für dich bedeuten, erst einmal hinzuhören, was die Eltern sagen und nicht gleich aus der Haut zu fahren.
Frag doch einmal nach: Warum sagst du das so? Warum gibst du mir diesen Tipp? Denk darüber nach, ob vielleicht nicht doch etwas dran sein könnte an dem, was deine Eltern sagen. Wahrscheinlich ist öfter was dran, als du denkst.
Lange leben
Gott ist Familie wichtig, er schützt sie, er hat sie gewollt. Und so ist auch dieses Gebot das einzige mit einem Versprechen: »... dann wirst du lange in dem Land leben, das ich, der Herr, dein Gott, dir gebe.« Dieses Gebot ist bewusst mit solch einem Versprechen verknüpft: Dem, der die Familie ehrt, die Familie schützt, der versucht nach Gottes Willen in der Familie zu leben, der steht unter einem besonderen Versprechen Gottes. Und es tut gut, unter diesem Versprechen zu stehen!
Text_Tim Linder liebte seine Großeltern, die leider schon seit ein paar vielen Jahren im Himmel sind, aber er liebt auch seine Eltern und schätzt ihren Rat.
© teensmag 6/1999 - copyright teensmag, CH-Pfäffikon ZH, www.teensmag.net |