Eigentlich war er ein grundsolider Mann, dieser Petrus. Er hatte eine nette Familie, einen anstrengenden aber befriedigenden Job als Fischer und natürlich auch einen kleinen Kutter. Und nun brachte dieser Jesus sein Leben völlig durcheinander. Ein Satz stellte sein Leben auf den Kopf: »Komm, folge mir nach!« Ab diesem Zeitpunkt wurde aus dem Fischer ein Nachfolger von Jesus, einer, der mit ihm unterwegs war und von ihm erstaunliche Dinge lernte.
Durch dick und dünn
Eigentlich hatte Petrus nur kurz gezögert, als ihm Jesus diese Herausforderung anbot. Aber sollte er wirklich sein Fischerhäuschen in Bethsaida mit diesem unsicheren Wanderleben tauschen? Aber dann überwog doch die Faszination dieses Jesus, der so viel über das Leben mit Gott zu wissen schien. Und überhaupt: Eigentlich konnte es ihm recht sein, mal aus diesem Kaff Bethsaida - was zu deutsch so viel wie »Elendshausen« bedeutet - wegzukommen. Und so wurde aus dem grundsoliden Petrus ein Mann, der mit Jesus unterwegs war, einer der durch dick und dünn zu seinem Lehrer stehen wollte.
Alles oder nichts
Damit sind Petrus und seine Freunde so etwas wie Prototypen für uns heute: Auch wir müssen zuerst mal dieses »Alles oder Nichts«-Angebot von Jesus hören und diese riskante Entscheidung fällen, mal endlich aus »Elendshausen« wegzukommen, Jesus nachzufolgen. Aber nicht immer müssen wir gleich alles - den Job, die Schule - stehen und liegen lassen. Das gibt's auch - auf jeden Fall! Aber das ist nicht bei jedem der richtige Weg. Jesus nachfolgen heißt zuerst mal: Nichts soll uns hindern, ganz mit Jesus im Alltag unterwegs zu sein: Mit ihm zu sprechen - so ähnlich, als würde ich mit ihm durchs Land ziehen. Auf ihn zu hören, als würde ich mit ihm ums Feuer sitzen und zuhören, wie er mir mit seinen Worten den Himmel, Gott und das Leben als sein Nachfolger beschreibt.
Sich auf Neues einlassen
Und da werde ich wie Petrus auch in meiner vertrauten Umgebung plötzlich auf neue Herausforderungen stoßen. Meine Sicht von Dingen wird sich verändern. Menschen um mich herum werden merken, dass da einer unterwegs ist. Nicht stur, aber bereit sich auf Neues einzulassen. Einer, der aufmerksam ist und mit Jesus konkret im Hier und Heute lebt. Aber mit einer Weitsicht, dass es mehr gibt als das Leben in »Elendshausen«.
Etwas ganz Grundlegendes musste Petrus erfahren: Bei diesem Unterwegssein mit Jesus merkt man oft erst, wie unperfekt man ist. Dass man manchmal tüchtig daneben haut, sich am liebsten an den Wegrand setzt und sagt: »Es hat doch keinen Sinn, das Ziel ist viel zu weit weg, das schaff ich nie!« Und dann merkt, wie Gott neu Mut macht, Hoffnung schenkt, neu das Ziel vor Augen malt: »Petrus geh nicht zurück zu deinen Fischen. Bleib nicht in deinem Kutter sitzen - auch wenn du versagt hast! Komm, und folge mir nach - bleib nicht stehen! Es geht nur vorwärts. Nur wenn du unterwegs bist, kommst du ans Ziel!«
Festgelegt
Anders verhielten sich da die Theologen, die Pharisäer und Schriftgelehrten zu dieser Zeit. Sie hatten sich ihre Meinung schon gemacht. Der Wanderprediger Jesus hatte keinen Platz in ihrem Schema. Sie waren stehen geblieben und beharrten auf ihren fixen Regeln. Die waren zwar nicht so einfach zu halten, dafür wärmte aber das Gefühl der Überheblichkeit umso behaglicher. Nur ja keinen Fehler machen, sagten sie sich. Aber sie merkten nicht, dass man stehen bleibt, wenn man nichts mehr ausprobiert. Jesus lebte seinen Nachfolgern viel weitere Dimensionen vor: Er heilte am Sonntag Kranke und deckte die Heuchelei dieser oberfrommen Leute auf. Oberfromm, ja - und selbstgerecht - und dadurch im Innersten leer, ohne Beziehung zu diesem Jesus, der auch sie hätte umkrempeln, ihnen ihre Selbstverliebtheit und ihr eigenes »Gott-sein-wollen« hätte vergeben können.
Gemeinsame Wegstrecke
Und da gibt es noch die Geschichte der beiden Jesus-Nachfolger, die nach der Hinrichtung ihres Wanderpredigers völlig niedergeschlagen wieder mal in so ein Kaff unterwegs sind. War die ganze Sache mit Jesus nicht einfach ein wahnwitziger Irrsinn, nicht mehr als ein frommer Wunsch? Und da kreuzt Jesus - wieder lebendig, auferstanden - ihren Weg. Aber die Typen sind so down, dass sie nicht merken, wer da ein Stück Weg mit ihnen geht. Als sie Jesus fragt, was sie beschäftigt, platzt der ganze Frust, ihre Angst aus ihnen raus: »Ja, hast du denn keine Ahnung, was in Jerusalem passiert ist?« Und ob Jesus eine Ahnung hat ...! Während der weiteren Wegstrecke erklärt er ihnen, was die Bibel über ihn sagt und was sie eigentlich schon lange hätten checken können.
Mir gefällt dieses Story total. Irgendwie finde ich mich selbst darin wieder. So oft habe auch ich auf meinem Unterwegssein Fragen und Zweifel. Und ich merke gar nicht, dass Jesus schon längst neben mir herläuft, meinen Schmerz, meine Resignation mit mir teilt. Aber es wird noch besser: Jesus lässt sich von den beiden Nachfolgern zum Essen einladen und da, in dieser ganz persönlichen Gemeinschaft fällt es ihnen wie Schuppen von den Augen: Das ist Jesus - er lebt! »Wurde uns nicht warm ums Herz, als wir mit ihm unterwegs waren, als er uns seine Botschaft aufschlüsselte?« So ist Jesus: Er geht den Weg mit uns und er will Gemeinschaft mit uns haben.
»Folge mir nach!«
Auch Petrus wäre nach der Kreuzigung von Jesus fast wieder zu seinem alten Job, ins alte Leben zurückgekehrt. Fast - wenn der auferstandene Jesus nicht noch mal seinen Weg gekreuzt, ihn wieder aus seinem Fischkutter gerufen und neu auf die Piste geschickt hätte. Nicht mehr das Vergangene interessierte in diesem bewegenden Augenblick am Feuer am Ufer des Sees Tiberias. Nur noch eins war jetzt entscheidend: »Petrus, hast du mich lieb, hast du mich wirklich lieb?« - »Ok, dann lass die Fische Fische sein und folge mir nach!« Und damit wurde dieser grundsolide Mann selbst Wanderprediger, unterwegs für und mit (dem inzwischen unsichtbaren) Jesus. Es hat ihn sein Leben gekostet.
Bibel-Tipps
Lies doch mal die hier erwähnten Erlebnisse, die Petrus und andere mit Jesus hatten, in deiner Bibel nach:
// Jesus fordert Petrus und seinen Bruder Andreas auf, ihm nachzufolgen: Matthäus 4, 18-20
// Jesus entlarvt die Heuchelei der Pharisäer: Lukas 13, 10-17
// Nach seiner Auferstehung wandert und isst Jesus mit zwei Jüngern, die ihn erst nicht erkennen: Lukas 24, 13-35
// Petrus versagt und wird von Jesus neu beauftragt den Weg mit ihm weiterzugehen: Matthäus 26, 69-75; Johannes 21, 15-19
Text_Niklaus Mosimann ist mit 15 aus seinem Fischkutter gestiegen.
© teensmag 4/2001 - copyright teensmag, CH-Pfäffikon ZH, www.teensmag.net |