Die Bibel lesen und verstehen ist keine einfache Sache. Für viele ist es ziemlich mühsam, sich morgens durch den angegebenen Bibeltext zu kämpfen. Meistens ist die Zeit zu knapp, um sich ausgiebig mit dem Bibeltext zu beschäftigen und die Müdigkeit produziert dicke Nebelschwaden vor den Augen und dem Gehirn. Dazu kommt, dass zahlreiche Begebenheiten und Aussagen schwer verständlich sind. Wir können uns nicht darüber hinweg täuschen, dass das Leben in Europa des 21.Jahrhunderts anders aussieht als das Leben zur Zeit Jesu oder 1000 Jahre vor Jesu Geburt. Und so legen manche resigniert die Bibel zur Seite mit dem Hinweis: “Es sagt mir nichts!“
Wie schafft man den Zugang zur Bibel, vor allem auch als Neuling? Ich denke, es ist wichtig, dass du hineinschlüpfst in die Personen und ein Teil der biblischen Geschichte wirst; also mit Mose und den Israeliten durch die Wüste ziehst; auf der Stadtmauer Jerusalems stehst und den heranrückenden Babyloniern entgegen siehst; dich anstecken lässt vom Jubel und der Klage der Psalmisten; auf den Strassen Jerusalems und Samarias stehst und den Worten der Propheten zuhörst; mit Jesus durch Galiläa, Samaria und Judäa ziehst und ihm über die Schultern schaust, wenn er heilt oder diskutiert.
Hier einige Tipps, die dir dabei behilflich sein können:
Wähle eine verständliche Bibelübersetzung. Die Gute Nachricht ist z.B. in einem guten, verständlichen Deutsch geschrieben.
_Reserviere dir eine bestimmte Zeit am Tag zum regelmässigen Lesen. Es ist hilfreich, wenn es immer die gleiche Zeit ist, dann bist du darauf eingestellt und musst sie dir nicht erst freikämpfen.
_Starte mit einem Gebet, in dem du dich bewusst auf diese Zeit mit Gott einstellst; Bitte ihn um das richtige Verständnis des Textes und, dass du etwas davon mitnehmen kannst.
_Fange mit einfachen Texten an. Z.B. bieten sich die ersten drei Evangelien an.
_Lies pro Tag eine Geschichte oder höchstens ein Kapitel. Lies es immer wieder durch, bis du sie fast auswendig kannst.
_Fasse mit eigenen Worten den Inhalt zusammen und denke darüber nach: Was steht drin? Was ist der Hauptgedanke (in einem Satz)? Welche Personen kommen drin vor? Wo könntest du dich wiederfinden? Wie kommt Gott, Jesus oder der Heilige Geist vor? Gibt es einen Aspekt, der deiner Situation gleicht? Gibt es eine Aussage mit der du nicht einverstanden bist oder die dich herausfordert?
_Benütze Hilfsmittel: Z.B. die Bibellesezeitschrift „Pur“ hilft dir, Bibeltexte zu verstehen und gibt dir wertvolle Anstösse. Ein Bibellexikon gibt dir interessante Hintergrundinformationen. „Das grosse Bibellexikon“ aus dem Brunnenverlag liefert neben zahlreichen Informationen auch viele Bilder und Abbildungen. Ein Bibelatlas hilft dir, die Schauplätze der Geschichten zu lokalisieren und Entfernungen zu realisieren. Eine Bibelkunde, z.B. „Wegweiser durch die Bibel“ von Helmut Ockert, gibt dir einen kurzen Gesamtüberblick über ein biblisches Buch, stellt wichtige Themen dar, die darin vorkommen und enthält zentrale Verse, die man auswendig lernen kann.
_Rede mit Gott über das Gelesene. Bitte ihn darum, dass du etwas davon im Alltag umsetzen kannst. Bitte für die Menschen, die dir begegnen werden. Danke ihm für das, was dir Mut gemacht hat und dich aufgestellt hat. Sage ihm, was dir Mühe macht.
_Bringe das Gelesene in den Alltag ein. Wage es, aus den gängigen Schemas auszubrechen und Gott beim Wort zu nehmen.
_Wende dich mit Fragen an deinen Pfarrer/ Pfarrerin, an deinen Gemeindeleiter, deinen IG oder TC-Leiter/ Leiterin oder an Pur. Als Isidor Rabi 1944 den Nobelpreis für Physik erhielt sagte er in seiner Dankesrede, dass er seinen Erfolg seiner Mutter verdanke. Während andere Mütter von ihren Kindern immer wissen wollten, was sie denn in der Schule gelernt hätten, habe seine Mutter gefragt: „Was hast du denn heute für Fragen gestellt?“ Fragen stellen bringt uns weiter. Wer Fragen stellen kann, hat bereits etwas vom Text verstanden.
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