teensmag fragt regelmäßig bei Stars nach, die sich nicht als überzeugte Christen bezeichnen würden, sich aber für Gott interessieren. Die Schweizer Sängerin, Songschreiberin und Schauspielerin Mia Aegerter über Freiheit im Bauch und ihre Suche nach einer Religion.
Auf deiner aktuellen CD »So wie i bi/The way I am« setzt du dich stark mit Themen wie Freiheit und Selbstfindung auseinander. Wie kommt das?
Ja, das stimmt. Es sind Gefühle, die mich in meiner momentanen Lebensphase stark beschäftigen. Es geht ums Ausbrechen, darum, die Freiheit im Bauch zu spüren, es geht um Selbstfindung.
Wo fühlst du Freiheit selber am meisten?
Ich habe einen Plan, auf dem für jeden Tag genau festgelegt ist, was ich zu tun habe. Und dieser Plan ist ziemlich eng. Freiheit bedeutet für mich, einfach mal einen Tag zu haben, an dem ich keine Verpflichtungen habe, an dem ich ohne schlechtes Gewissen das Handy abschalten kann. Beim Autofahren fühle ich mich auch frei.
Du bist sehr vielseitig engagiert als Schauspielerin in »Achtung, fertig, Charlie«, als Sängerin und Schreiberin. Wo bist du am meisten Mia Aegerter?
Ich kann überall ich selbst sein. Wichtig ist einfach, dass ich mich selbst wohlfühle. Das ist in meinem Fall halt in Turnschuhen und nicht auf großen Absätzen. Ich muss mich mit dem Boden verbunden fühlen. Wenn ich ich selbst sein kann, dann erreiche ich die Menschen auch besser. Am besten fühle ich mich auf der Bühne. Dort ist plötzlich der ganze Stress vorbei, in der Musik kann ich mich selbst verwirklichen, kann alles selber bestimmen.
Und was hat es mit deiner berühmten M-Kette auf sich?
Ich habe die von meiner Mami geschenkt bekommen. Wenn es um Schmuck geht, dann bin ich ziemlich faul: Ziehe ich erst mal was an, dann bleibt es auch dabei. Die M-Kette wurde so zum Markenzeichen. Als ich mal in der Sauna saß und die Kette danach vergaß anzuziehen, fragte ein Journalist prompt nach, was passiert sei. (lacht)
Wie sieht deine Zukunft nach der Tournee aus?
Kürzlich wurde ich gefragt, ob ich schon alle meine Ziele erreicht hätte. Das ist schwierig zu sagen. Ich freue mich auf die Open-Airs im Sommer und werde danach wohl neue Songs schreiben und aufnehmen. Im September will ich mir außerdem einen Urlaub gönnen. Weiter habe ich noch nicht geplant.
Du singst im Song »Alive«, dass du hoffst, deine Seele würde durch die Liebe gerettet werden. Glaubst du nicht an Gott?
Das ist ein großes Thema. Ich hoffe, du hast Zeit ... (lacht). Ich bin ein gläubiger Mensch, auch wenn ich nicht regelmäßig zur Kirche gehe. Ich bin sehr entzwei gespalten, welche Religion für mich jetzt die beste ist, ob es für mich nun eher der Katholizismus oder der Buddhismus sein soll, das weiß ich noch nicht. Und doch sehe ich, dass es einen ganz klaren Weg gibt: Ich soll Menschen helfen und habe kein Recht über sie zu richten.
Wie würdest du Gott denn definieren?
Ich glaube ans Gute, positive Energien. Das ist Gott für mich. Außerdem glaube ich, dass Gott in mir ist. Ich führe oft Selbstgespräche, die ... (stockt und überlegt)
... eine Art Gebet sind ...?
Ja, genau. Ich sage zu mir selbst: »Ist das richtig? Bist du auf einem guten Weg?« Ich denke, wenn man etwas verändern will, muss man bei sich selbst beginnen.
Du sagtest vorhin, dass du die Menschen erreichen willst. Was willst du ihnen denn mitteilen?
Vielfach schreiben Leute auf meiner Homepage, dass ein Song sie inspiriert habe. Vielleicht sagt auch jemand, er stehe fröhlich auf, wenn er mit meiner Musik erwache. Musik enttäuscht nie. Musik ist immer da. Und deshalb mache ich Musik - neben der Tatsache, dass ich eigene Gedanken und Gefühle dadurch verarbeite.
Interview_Deif Kilchör kann den Gott, an den er glaubt, etwas genauer definieren.
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