Wo Menschen zusammen sind, da gibt es auch verschiedene Meinungen. Und wo die sind, gibt es auch Reibereien. Damit weniger zu den Verlierern gehören, bilden inzwischen vielen Schulen sogenannte Streitschlichter aus - Schüler, die lernen bei anderen zu vermitteln und gute Lösungen zu finden. teensmag hat bei Katja, 17, nachgefragt, wie das funktioniert.
Katja, was bedeutet es ganz konkret, wenn man Streitschlichterin ist?
Das bedeutet, dass ich gelernt habe richtig zu streiten. Wenn an unsere Schule irgendwo zwischen Schülern Konflikte entstehen, können diese auf mich oder andere Streitschlichter zukommen. Wir setzen uns dann zusammen und lösen die Konflikte mit Worten.
Wie läuft so ein Gespräch dann ab?
Die Schüler kommen zu uns oder werden von den Lehrern zu uns geschickt. Sie haben ein Problem und möchten von uns älteren Schülern ernst genommen werden. Gemeinsam suchen wir nach einer Lösung, mit der alle leben können.
Dafür musstet ihr ja selbst erst mal lernen, wie man am besten Lösungen sucht. Wie sah eure Ausbildung aus?
Im ersten Teil haben wir die drei verschiedenen Konfliktsituationen kennen gelernt: sich durchzusetzen, zu verlieren und die niederlagenlose Methode. Die niederlagenlose Methode wollen wir erreichen, so dass es im Streit keine Verlierer gibt. Dann haben wir gelernt, was es bedeutet, aktiv zuzuhören: sich ganz auf den anderen einstellen und wirklich zuhören, nicht schon von vorne herein nach Lösungen suchen. Als letztes haben wir gelernt, wie man miteinander redet, ohne dass man jemanden angreift, indem man ihm sagt wie man sich selber fühlt. So versteht der andere einen viel besser, als wenn man ihn nur beschuldigt.
Klingt gut, wenn niemand der Verlierer ist, sondern alle nur gewinnen. Aber wie funktioniert diese niederlagenlose Methode?
Zunächst muss jeder genau erklären, wo eigentlich das Problem liegt und was ihn am anderen stört. Und dann werden mögliche Lösungen für das Problem gesammelt und aufgeschrieben - es darf aber noch keine Lösung bewertet werden. Danach werden die Lösungen ausgewertet. Das heißt, jeder muss überlegen, welche Lösung für ihn akzeptabel wäre. Anschließend wird dann die beste Lösung ausgewählt.
Und dabei bleibt es dann?
Es kommt auf die Schüler an, ob sie sich an das halten was sie ausgemacht haben. Der letzte Schritt erfolgt erst ein paar Wochen später. Dann wird überprüft ob die Schüler jetzt wieder miteinander klar kommen und sich an die ausgemachte Lösung gehalten haben.
Hand aufs Herz - und wie sieht es mit deinen eigenen Streitereien aus?
Vielleicht denken manche, dass Streitschlichter in ihrem Alltag gar nicht mehr streiten, weil sie ja gelernt haben, damit umzugehen. Aber das ist nicht so. Wir haben nur gelernt richtig zu streiten. Es wäre falsch, Konflikten aus dem Weg zu gehen. Man muss sie nur richtig lösen - vor allem ohne Gewalt. Mein letzter Streit war mit meiner Freundin, wir haben die ganze Zeit aneinander vorbeigeredet. Jede hat von etwas anderem gesprochen. Da sind wir uns irgendwann in die Haare geraten, obwohl beide recht hatten - bis wir dann gemerkt haben, dass alles nur ein Missverständnis war. Wir haben uns richtig gezofft, obwohl wir sogar beide Streitschlichterinnen sind - die Theorie ist halt nicht immer so leicht in der Wirklichkeit anzuwenden ...
Interview_Monika Blechschmidt reist für die deutsche Schülerorganisation smd auch ohne Ferien eine Menge durch die Gegend.
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